Für mich gehört die Schnecke zu den großen Wundern der Natur. In jedem leeren Schneckenhaus, das ich unter Hecken oder am Wegrand finde, war ein Lebewesen zuhause. Es hat uns Menschen seine Schale, sein Haus mit einer ganz eigenen, einmaligen Oberflächenstruktur hinterlassen.
Das Schneckenhaus strahlt für mich Ruhe aus. Seine Form ist schmeichelnd, sein Gewicht kaum spürbar. Trotz seines zerbrechlichen Aussehens, ist es robust. Auch wenn es auf etwas Hartes fällt, zerbricht es nur selten ganz. Auffällig ist aber, dass auf fast jedem leeren Schneckenhaus, oft auch an seiner Öffnung, alte Verletzungen erkennbar sind, die die Schnecke selbst wieder „repariert“ hat.
In diesem Bewusstsein bearbeite ich ein heiles oder teilweise zerstörtes Schneckenhaus. Je nach Beschaffenheit seiner Schale, lasse ich es „roh“ oder bemale es mit Acrylfarbe. Ich ziehe feine Linien mit einem speziellen Glanzstift nach. Danach beklebe ich das Schneckenhaus mit meiner feinen Papierschnitt-Collage.
Vorher muss das Schneckenhaus aber möglichst von außen und innen gründlich von Erde und getrockneten Gewebeteilen befreit werden. Das ist aufwendig und dauert lange. Ich weiche das Schneckenhaus 2 bis 3 Tage lang in Seifenwasser ein, um den verkrusteten Schmutz aufzuweichen. Fast immer muss ich diesen Vorgang einige Male wiederholen. Bei jedem Wasserwechsel bearbeite ich das Schneckenhaus mit einer kleinen Pinselbürste und einem Drahtfaden, um möglichst auch die sich tiefer und tief im Innern gelösten Schmutzteile zu entfernen. Es folgen einige Spülgänge, bis ich das Schneckenhaus zum Trocknen ablegen kann. Erst danach beginnt meine eigentliche Arbeit, das Verzieren der äußeren und inneren Schale. Ein besonderes Problem ist der Kleber, der kleine und kleinste Papierteile auf der „rohen“ oder eingefärbten Schale haften lassen soll. Nur ein starker, durchsichtiger Flüssigkleber, hauchdünn aufgetragen, bringt den gewünschten Erfolg.
Ist das Schneckenhaus bemalt und mit der Collage beklebt, wird es von allen Seiten mit Klarlack besprüht, um es grifffest zu machen. Bis dahin sind viele Stunden und Tage vergangen.